Am I in the picture? Am I getting in or out of it? I could be a ghost, an animal or a dead body, not just this girl standing on the corner …?


Francesca Woodman


The Frame


„Fall doch nicht immer aus dem Rahmen!“,

das haben sie ihr als Kind schon gesagt

wenn sie fröhlich singend durch ihr Bild spazierte

oder unbeschwert von Ecke zu Ecke tanzte.


„Warum darf ich denn nicht anders sein?“,

hat sie sich in diesen Momenten gefragt.

„Ist denn das Bild nicht mehr schön, wenn

ich ab und zu den mir zugeteilten Platz verlasse?

Die Perspektive wechsele? Etwas Verrücktes ausprobiere?

Oder einfach mal ganz still in einer Ecke sitzen möchte, um nachzudenken?“


Inzwischen ist sie erwachsen geworden,

ihr Leben schön gerahmt- ordentlich würde man es nennen.

In ihr drin hat es immer weiter rumort und sie hat heimlich geübt.

Von Zeit zu Zeit verläßt sie nun die Bildmitte,

macht kleine und große Sprünge,

landet dabei auch manchmal auf dem Rand

aber abgerutscht ist sie noch nie.


Alles Lebendige läßt sich eben nicht in einen Rahmen pressen!


The bag we carry


Wir alle besitzen so einen Koffer. Wir alle packen ihn unterschiedlich. Einige Menschen reisen gerne mit leichtem Gepäck. Andere tragen ein Leben lang alles mit sich herum, fügen ihrer Sammlung kontinuierlich weitere Teile hinzu- Lachen und Trauer, Abenteuer und geplatzte Träume, Liebe und Enttäuschung, „Für immer“ und „Beinahe“, Licht und Schatten. Wir alle müssen uns im Laufe unseres Lebens darüber klar werden, auf welche Art wir unseren Koffer durchs Leben tragen wollen oder können. Ab und zu sollten wir uns die Zeit nehmen, uns hinzusetzen, alles um uns herum auszubreiten, das entstandene Chaos zu betrachten und darüber nachzudenken, was wir behalten wollen und was wir getrost zurück lassen dürfen. Was kostet unseren inneren Frieden? Was ist zu sperrig, um es weiter zu transportieren? Was ist zu gefährlich? Worauf können/wollen wir nicht verzichten? Was ist ein Teil unserer selbst? Dann beginnen wir erneut mit dem Packen, in dem Wissen, dass Veränderung zwar manchmal schmerzhaft sein kann aber dennoch in der Zuversicht, dass unsere Schritte leichter werden, wenn wir den Mut hatten, Belastendes loszulassen und uns auf das Kommende einzulassen.


„Life is a series of thousands of tiny miracles.

Notice them.“


Vom Sammeln und Loslassen


Sie war eine Sammlerin; nein, sie sammelte keine Dinge, sie sammelte Erinnerungen. Stetig hatte sie ihrem Seelenkoffer weitere Begegnungen und Geschichten hinzu gefügt. Jetzt war er über und über voll, sie musste sich inzwischen mit ihrem gesamten Körper darauf stemmen, um ihn überhaupt schließen zu können. Das Gewicht erdrückte sie, lähmte ihre Schritte. Sie wußte, es war an der Zeit, den Inhalt ihres Koffers einer Überprüfung zu unterziehen und sie begann unsicher mit dem Auspacken. Gleich zuoberst lag eine dunkle Erinnerung. Die hatte viele spitze Dornen. Darum war sie zusätzlich in schwarzen Samtstoff eingehüllt. Langsam hob sie eine Ecke des Stoffes an. Der Anblick schmerzte sie noch immer. Bittere Enttäuschung legte sich über sie. Da war ein Mensch in ihrem Leben erschienen, dem hatte sie sich geöffnet so weit wie nie einem Menschen zuvor. Hatte ihm blind vertraut. Hatte einen Teil von sich selbst in ihn hinein gelegt. Doch eines Tages hatte er sie verlassen. Und, obwohl sie nie wirklich als Paar zusammen gehört hatten, brach es ihr das Herz. Noch mehr weil es ihm scheinbar so leicht fiel, von ihr zu gehen. Als hätte sie sich daran verbrannt, schleuderte sie die Erinnerung weit weg. Als nächstes kamen viele verschiedene Eindrücke ans Tageslicht, die sie schon beinahe vergessen hatte. Ein orangefarbener Sonnenuntergang, eine lange Autofahrt, auf der sie ihr Lieblingsalbum in voller Lautstärke rauf und runter gehört hatte, Tränen, die ihr die Wangen hinunter liefen- geweint aus Wut und Verzweiflung, ein romantischer Strandspaziergang, ein nettes Gespräch mit einer ihr bis dahin völlig fremden Person, das Gefühl, etwas schier Unüberwindbares geschafft zu haben, ein hitziger Streit, ein luftiger Sommertag. Eine Spiegelscherbe in der Ecke des Koffers erinnerte sie an die Tage, an denen sie sich selbst nicht sehen wollte. Wie oft begegnete sie ihrem Spiegelbild voller Haß, betrachtete jede winzige Abweichung von ihrem persönlichen Schönheitsideal als riesengroßen Makel? Sie legte die Scherbe schnell zur Seite. Weiter und weiter breitete sie alles um sich herum aus, ließ Erinnerungen aufleben, Gefühle wie kleine Sandkörnchen durch ihre Finger rinnen. Ein spontaner Ausflug mit Freunden, der Schreck, der sie auch als Erwachsene noch durchzuckte wenn an Silvester neben ihr ein Feuerwerkskörper explodierte, sie sah sich selbst, wie sie von Weinkrämpfen geschüttelt am Boden ihres Zimmers lag, fühlte die Spannung bevor sie ein Geburtstagspäckchen öffnete, spürt die Krallen des Todes, der ihr einen weiteren Menschen genommen hatte, genoß das kribbelige Gefühl, das in ihr aufstieg wenn sie Post erhielt, auf die sie sehnsüchtig gewartet hatte, hörte die Melodie einer lang vertrauten Stimme, durchlebte erneut Tage voller Selbstzweifel und Angst. Ganz weit unten, am Boden des Koffers, da lagen ihre wertvollsten Erinnerungen. Die hatte sie sorgfältig in einer kleinen Schmuckschatulle verstaut und zusätzlich in ein weiches, weißes Tuch eingewickelt. Jetzt öffnete sie ihr Schatzkästchen. Daraus kam ihr ein warmer Hauch entgegen. Sie sah sich in Kindertagen lachen und beschwingt tanzen, spürte die unendliche Liebe ihrer Eltern, fühlte erneut die Aufregung vor ihrem ersten Kuß, hörte in Gedanken die Musik, die sie ihren ersten Liebeskummer vergessen ließ. Sie fand ein Gedicht, das ihr vor langer Zeit einmal jemand geschrieben hatte, ein vergilbtes Foto, eine Muschelkette, eine besondere Vogelfeder, eine getrocknete Blume. Plötzlich begann sich eine Erkenntnis in ihr zu regen. Sie war lebendig, sie wollte das Leben spüren, war neugierig auf all die Momente, die ihr noch bevor standen, auf all die Dinge, die sie noch in ihren Koffer packen konnte. Dazu musste sie nur etwas Platz schaffen. Sie lächelte, legte ihr Schatzkästchen behutsam zurück in den Koffer und verstaute auch die ein oder andere schöne Erinnerung darin. Den Rest aber ließ sie einfach am Boden liegen und stieg leichtfüßig darüber hinweg. Sie lächelte, füllte ihre Lungen mit Luft und dachte sich: diese wundervollen Momente zählten wirklich, die waren ihr genug. Und genug war ALLES!


Mein Herz


Der stolzen Sonne, heiß und glühend,

Dem stillen Monde, trüb und bleich,

- Sehnsüchtig tausend Sterne sprühend –

Mein Herz, mein Herz ist beiden gleich.

 

Dem Himmel, klar und rein und blauend,

Der Wolke, - jetzt gewittereich

Und jetzt in Tränen niedertauend, -

Mein Herz, mein Herz ist beiden gleich.

 

Der Nachtigall voll frischer Lieder,

Der Rose – blüten-dornenreich,

Dem Frühling und dem Winter wieder,

Mein Herz, es ist dem allen gleich.

 

Nur einem gleicht es nicht auf Erden:

Nie will in seinem kleinen Reich

Der langersehnte Frieden werden,

Drum ist es nie sich selber gleich.


Theodor Fontane


I still hide you in my poetry.


Remembering you


Am Anfang schrieb ich dir und du schriebst zurück,

hieltest damit mein Leben im Bann.

Gabst jedem Tag einen neuen, tieferen Sinn.

Dann wurden deine Zeilen immer kürzer,

wurden deine Worte immer weniger,

bis ihr Strom schließlich vollkommen versiegte.

Und anstatt dir weiter zu schreiben,

begann ich über dich zu schreiben,

um die Leere in mir zu bekämpfen.

In jedem Wort, das mir nun von den Fingerspitzen tropft wie Blut

steckt ein kleines Stück meiner selbst.

Ich habe diese Splitter überall versteckt, in der Hoffnung, dass du sie findest.


On being Francesca


In ihrem Inneren hatte sie eine Festung abseits des Lichtes erbaut. Darin lebten ihre Gedanken. Im Laufe ihres Lebens hatte sie einigen Menschen den Zutritt dazu gewährt, doch immer wieder feststellen müssen, dass es den meisten zu anstrengend war, sich mit ihrer Gefühlswelt auseinander zu setzen. Es erdrückte sie, machte sie zu einem farblosen Wesen, ihren Blick leer, ihre Mimik starr. Doch das gealterte Mauerwerk in ihr arbeitete stetig an seinem Verfall. Die verschobenen Konstruktionen der Wände zeigten zunächst schmale Risse, aus denen bereits das Licht dringen konnte. Sie wusste, sie würde ihre Festung verlassen müssen oder mit ihr untergehen. Doch, wollte/konnte sie den Sprung von der äußeren Mauer wagen? Den Sprung in ihren Traum? In diesem Moment der Erkenntnis ließen sie ihre Erinnerungen zweifeln, ja, entblößten vor ihr eine gar glänzende Vergangenheit. Der Blick zurück ließ ihre Augen salzig werden. Gibt es ein Bleiben im Gehen? Wo soll ich hin? Was wird aus mir? Sie schloss ein paar von den warmen, goldenen Erinnerungen in ihr Herz ein und begann danach ganz behutsam, sich von all ihrem Ballast zu befreien, von Zweifeln, von Unsicherheit und Selbsthass, von Stummheit und Trägheit. Ihr neues Leben lag ausgebreitet vor ihr- wie ein Buch mit leeren Seiten, dass nur darauf wartete, mit wunderschönen neuen Bildfragmenten gefüllt zu werden, von Kunst, die sie noch erschaffen würde, von Menschen, die sie noch treffen würde und von entlegenen Orten, die sie noch bereisen würde. Sie hatte verstanden, dass es manchmal einfach an der Zeit war los zu gehen, auch wenn das eigentliche Ziel noch im Dunklen lag. Plötzlich fühlte sie sich federleicht und verließ ihr altes Leben…


Daphne


Sie war vor dem Krieg in ihrem Kopf geflohen,

war ihren Gedanken entkommen,

stand nun allein im Wald.

Die Bäume schüttelten ihr Laub

und die Kälte hielt Einzug in ihrem Inneren,

grub sich in ihren Körper,

ließ ihre Tränen gefrieren,

die noch im Fallen in feine Kristalle zersprangen.

Das Eis auf ihren Wimpern

reflektierte das schwindende Licht.

Da kamen ihre Verfolger zurück,

griffen gierig mit schwarzen Klauen nach ihrer Seele.

Sie fühlte sich starr vor Angst,

wartete still auf das, was ihr unausweichlich schien.

Die Augen geschlossen presste sie ihren Körper

immer intensiver gegen einen der sie umgebenden Baumstämme.

Mit einem Mal zerbrach die Grenze zwischen ihnen beiden,

machte Fleisch und Holz zu einer Einheit.

Wie feine Birkenrinde schimmert nun ihre Haut,

ihre Füße sind zu Wurzeln geworden,

ihre Haare zu feine Blättern,

sie ist endlich unsichtbar...


Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.


Mark Twain


Can you feel it?


Tag für Tag der Zeit hinterher gelaufen,

bis sie in einem unerwarteten Moment ganz plötzlich stehen blieb

in einem kleinen Waldstück Anfang Dezember.

Dort habe ich realisiert, dass die Stille auf tausend verschiedene Arten zu uns spricht;

im Wispern eines Windhauchs, der sanft durch die Baumwipfel streift,

im Flügelschlag eines vorbei ziehenden Vogels,

im Knacken dünner Zweige unter meinen Füßen,

ja, selbst die ersten winzigen Schneeflöckchen des Jahres verursachen ein dezentes Geräusch beim Auftreffen auf mein Gesicht, wie das Platzen einer Seifenblase.

Und mit jeder Schneeflocke kommt eine Erinnerung zurück,

hier ein unbändiges Lachen,

da bittere Worte, gesprochen aus Wut und Verzweiflung,

ein Abendspaziergang,

ein wundervolles Musikstück,

die Leere, die ein geliebter Mensch hinterließ,

der Geruch einer regennassen Asphaltstraße im Sommer,

Worte, die unausgesprochen blieben,

der Geschmack von Erdbeereis,

Nächte, die ich wachend/weinend verbracht habe,

Tage, an denen ich (Lebens)müde war,

ein aufbauendes Gespräch, eine helfende Hand,

eine neue Freundschaft.

Und dann wird mir klar:

ich bin ein Ergebnis all dieser Begegnungen und Momente,

meiner Wünsche und Träume,

meiner dunklen Tage und traurigen Gedanken.

THIS IS WHO I AM!


That's why she loved the rain, the lake, the ocean, the river...


Immer wenn es zu laut wurde in ihr drin, ließ sie sich am Ufer eines Sees nieder und betrachtete seine Oberfläche, bis die Stille sie wie ein alter Freund begrüßte, sich schützend um sie legte. An manchen Tagen ließ sie Steinchen übers Wasser hüpfen, an wieder anderen Tagen trieben ihre Gedanken wie kleine Papierboote in den sich sanft kräuselnden Wellen auf der Wasseroberfläche. Es heißt ja, das Wasser immer tiefer ist als das, was es reflektiert. Im Grunde genommen war es das gleiche wie mit der Seele, dachte sie bei sich. Die Menschen blicken einem ins Gesicht und glauben, ihr Gegenüber zu erkennen. Aber sie sehen nur die äußere Hülle, sehen nicht tiefer hinein. Sehen nicht die vielen Steine am Grund- jeder einzelne eine Wunde, die das Leben schlug. Sehen auch nicht, dass ganz in der Tiefe auch ein gut gehüteter Schatz darauf wartet, endlich gefunden zu werden. Sie fragte sich, ob sie eines Tages jemandem begegnen würde, der sich die Mühe machen würde, den Schatz am Grunde ihres Sees zu suchen. Und sie beugte sich über die Wasseroberfläche, berührte sanft ihr Spiegelbild mit dem Finger so dass sich kleine Wellen von ihm ausbreiteten und ihre Narben unsichtbar machten. Das Wasser, dachte sie, kennt keine Scheu. Es berührt dich, auch wenn du unschön und zerbrechlich bist.


„Wie Wasser, das den Himmel und die Bäume nur so lange klar spiegeln kann, wie seine Oberfläche ungestört ist, kann der Geist das wahre Bild des Selbst nur widerspiegeln, wenn es ruhig und völlig entspannt ist.“


Indra Devi


Bei einem Fluß ist das Wasser, das man berührt, das letzte von dem, was vorübergeströmt ist, und das erste von dem, was kommt. So ist es auch mit der Gegenwart.


Leonardo da Vinci


In between


Im Zeitraum zwischen einem Wimpernschlag und dem nächsten,

zwischen einem Atemzug und dem nächsten

ändert sich unser Leben, bekommt jeder Schritt eine neue Bedeutung.

Auch sie muss sich dessen bewußt werden, sich damit abfinden,

dass ständig alles in Veränderung begriffen ist,

dass sie niemals den selben Moment zweimal erleben wird.

Zwischen einem Herzschlag und dem nächsten,

zwischen zwei kurz aufblitzenden Gedanken,

entsteht ihr neuer Weg.

Gewählt?

Zufällig betreten?

Der Kürzeste?

Der Richtige?

Wie viele Stolpersteine hält er bereit?

Wie viele Plätze zum Ausruhen?

Zwischen Liebe und Zorn,

zwischen Neugier und Angst

ist sie einfach losgelaufen.

Vorbeigelaufen?

Weitergelaufen?

Umwege gelaufen?

Davongelaufen?

Da steht sie nun, unsicher, ob sie umkehren soll,

ob alles, was sie hinter sich läßt unwiederbringlich verloren ist wenn sie jetzt weiter geht. Zwischen einem Wimpernschlag und dem nächsten,

zwischen einem Atemzug und dem nächsten

geht sie erwartungsvoll vorwärts, den Wind in ihren Haaren,

ein Leuchten in ihren Augen.


Als ich fortging


Als ich fortging war die Straße steil - kehr wieder um

Nimm an ihrem Kummer teil, mach sie heil

Als ich fortging war der Asphalt heiß - kehr wieder um

Red ihr aus um jeden preis, was sie weiß

Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein

Ich weiß, du willst unendlich sein - schwach und klein

Feuer brennt nieder, wenn's keiner mehr nährt

Kenn ja selber, was dir heut widerfährt


Als ich fortging warn die Arme leer - kehr wieder um

Mach's ihr leichter einmal mehr, nicht so schwer

Als ich fortging kam ein Wind so schwach - warf mich nicht um

Unter ihrem Tränendach war ich schwach

Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein

Ich weiß, du willst unendlich sein, schwach und klein

Nichts ist von Dauer, wenn's keiner recht will

Auch die Trauer wird dasein, schwach und klein


Dirk Michaelis / Gisela Steineckert


Stufen


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.


Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

an keinem wie an einer Heimat hängen,

der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;

nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

uns neuen Räumen jung entgegen senden,

des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,

wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


Hermann Hesse


“You cannot see me from where I look at myself.”


Francesca Woodman


(Das Bild ggf. gegen andere Spiegelbilder oder Serie austauschen...)


Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist, wird Mut geboren.

Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg.


Rainer Maria Rilke


Nicht die Antwort sorgt für die Erleuchtung, sondern die Frage.


Eugene Ionesco



„Our „almost“ will always haunt me.“

Forever/Almost


Ich lasse meinen Blick geradeaus schweifen,

beiße mir auf die Lippen, als sich die Erinnerungen

ihren Weg zurück in mein Herz bahnen wollen.


Du und ich,

für immer,

beinahe.


Ich frage mich, ob man die Liebe aus meinen Augen

rinnen sieht, wenn ich von dir spreche und schaue beschämt zu Boden.

Die Art, wie dein Name meinen Mund verläßt,

noch immer angefüllt mit dem Klang längst vergangener Freuden,

verrät mein gut gehütetes Geheimnis, demaskiert mich.


Du und ich,

beinahe,

für immer.


Blink


„Wir sind nur ein Augenblick,

ein winziger Augenblick im Großen und Ganzen.“, flüsterte sie

und ihr Atem hing wie eine kleine Wolke in der Luft.

„Entstanden aus der Hoffnung auf Bedeutung und Unendlichkeit.“

„Und danach?“, fragte er. „Vergangen?“

Traurig blickte er in ihre Augen, in denen sich der Himmel spiegelte.

„Dann sag mir, wie ich dich in der Zeit halten kann.

Zwischen Tag und Nacht. Zwischen Wirklichkeit und Traum.“

„Wir finden uns wieder.“, entgegnete sie.

„Wir sind ein Teil des ewigen Kreislaufes im Strom der Zeit.

Nur, weil wir unsere Form verändern, sind wir nicht verschwunden.

Du spürst mich im Boden unter deinen Füßen,

im ersten warmen Sonnenstrahl des Frühlings,

du hörst mich im Rauschen des Meeres,

in der Melodie deines Lieblingsliedes,

siehst mich im Funkeln der Sterne,

im Leuchten eines Regenbogens.“


Wir sind nur ein Augenblick und existieren doch für immer.


Sometimes


Manchmal

sind Empfindungen so überbordend laut, dass

alles leise wird. Oder gleichgültig.

Und endlich,

selbst ein feuerloderndes Herz erlischt.

Und manchmal

wäre es für andere so einfach, die Flamme zu erhalten.

Manchmal reicht: „Ich sehe dich!“


Scars


Einst wuchs in einer Baumgruppe ein zartes Pflänzchen heran. Es war nicht besonders widerstandsfähig, so war es gut, dass es im Schutz seiner Artgenossen gedeihen konnte. Dadurch war es wenigstens vor Sturm und Regen gewappnet. Doch eines Tages kamen Menschen in den Wald. Einem, dem gefiel genau dieses Bäumchen und er ritzte seine Initialen tief in dessen dünne Rinde ein, damit es für immer ihm gehöre. Und als wäre das nicht genug, brach er sich außerdem noch ein paar der jungen Äste ab, um ein Lagerfeuer daraus zu machen. Aber mit der letzten Glut erlosch auch sein Interesse an dem Bäumchen denn die Menschen sind flüchtige Geschöpfe. Er ließ es verstümmelt und in Schmerzen zurück. Das Bäumchen weinte bittere Tränen aus Harz, um die Schnitte und offenen Stellen zu versiegeln. Langsam, sehr langsam verheilten die Narben auf der Oberfläche der Rinde. Neue Triebe brachen hervor, das kostete Kraft, viel Kraft, manchmal mehr als das geschundene Stämmchen aushalten konnte, sodass es ganz krumm wurde- doch immerhin wuchs es weiter und weiter in die Höhe. Durch seine besondere Form entging schließlich es den Kettensägen der Waldarbeiter. Jahre später fanden es die Kinder aus dem nahe gelegenen Ort. Sie bauten ein Baumhaus um seinen Stamm und das Bäumchen, das inzwischen eine stattliche Krone entwickelt hatte, spendete den Kindern Schatten beim Spielen. Nur ganz selten, wenn eines der Kinder mit seinem Finger die Rinde an einer bestimmten Stelle berührte, spürte das Bäumchen die Schmerzen von damals und war gleichzeitig stolz darauf, überlebt zu haben.


I show my scars so that others know they can heal.


Rhachelle Nicol


I have an entire forest living inside me and you have carved your initials into every tree.


Pavana


Fragen 


Wie groß ist dein Leben?

Wie tief?

Was kostet es dich?

Bis wann zahlst du?

Wie viel Türen hat es?

Wie oft hast du ein neues begonnen?

Warst du schon einmal

gezwungen um es zu laufen?

Wenn ja

bist du rundherum gelaufen

im Kreis oder hast du Einbuchtungen mitgelaufen?

Was dachtest du dir dabei?

Woran erkanntest du

dass du ganz herum warst?

Bist du mehrmals gelaufen?

War das dritte Mal wie das zweite?

Würdest du lieber die Strecke im Wagen fahren?

oder gefahren werden?

in welcher Richtung?

von wem?


Erich Fried


Es ist Nacht...


Es ist Nacht,

und mein Herz kommt zu dir,

hält´s nicht aus,

hält´s nicht aus mehr bei mir.


Legt sich dir auf die Brust,

wie ein Stein,

sinkt hinein,

zu dem deinen hinein.


Dort erst,

dort erst kommt es zur Ruh,

liegt auf dem Grund

seines ewigen Du.


Christian Morgenstern





(Zwei Bilder. Erstes: Stein in Männerhand, Zweites: Stein auf Brust)


Sonnenschirm


Wenn ich das hier akzeptiere, 

wird sich meine Welt für mich verändern.

 

Ich habe mich nicht bewegt, seit der Anruf kam.

Ich starre an die Wand, den Sturm kennend

der auf der anderen Seite auf mich wartet.

 

Ich brauche keinen Ausblick aufs Meer.

Ich habe meine kleinen Genüsse.

Diese Wand ist einer davon.

 

Wenn ich das hier akzeptiere,

wenn ich diesen Peitschenhieb akzeptiere

von Seide auf Wollstickerei.

 

Und die sitzende Frau mit dem Sonnenschirm

Ist vielleicht die Einzige, die du nicht betrügen kannst.

Wenn ich die sitzende Frau mit dem Sonnenschirm bin

werde ich in meinem Rahmen in Sicherheit sein.

In deinem Haus, in Deinem Rahmen.


Tori Amos


Hide and seek


„Erinnerst du dich daran, wie du als Kind Verstecken gespielt hast?“, fragte sie ihn.

„Du läufst weg und versteckst dich an den unmöglichsten Stellen, verhältst dich mucksmäuschenstill. Stundenlang kannst du in dunklen Ecken kauernd ausharren, jede Faser deines Körpers angespannt, um ja kein Geräusch zu verursachen. Und du findest Gefallen daran, dich zu verstecken. Vor der Welt, vor dem Leben, vor dir selbst. Du beginnst, ein Schattendasein zu führen, redest dir ein, dass es dir gefällt, für alles und jeden unsichtbar zu sein und niemand weiß um deine wahre Sehnsucht. Denn eigentlich wünschst du dir nichts mehr, als endlich gefunden zu werden.“

„Ja“, sagte er, „ich erinnere mich. Und als ich, ganz in mein eigenes Spiel versunken, dein unbequemes Versteck entdeckt habe, da wollte ich nichts anderes mehr, als dich an die Hand zu nehmen und dich herauszuführen ins Licht. Damit du nach und nach vergißt, wovor du dich so lange verborgen hast.“


Gras


Als wir endlich groß genug war'n

Nahmen wir unsere Schuh

Die bemalte Kinderzimmertür

Fiel hinter uns zu

Vater gab uns seinen Mantel

Und sein' blauen Hut

Mutter gab uns ihre Tränen und

Machte uns ein Zuckerbrot


Immer wieder wächst das Gras

Wild und hoch und grün

Bis die Sensen ohne Hass

Ihre Kreise zieh'n

Immer wieder wächst das Gras

Klammert all die Wunden zu

Manchmal stark und manchmal blass

So wie ich und du


Als wir endlich alt genug war'n

Stopften wir sie in den Schrank

Die allzu oft geflickten Flügel

Und Gott sagte: "Gott sei Dank"

Nachts macht diese Stadt

Über uns die Luken dicht

Und wer den Kopf zu weit oben hat

Der find't seine Ruhe nicht


Immer wieder wächst das Gras

Wild und hoch und grün

Bis die Sensen ohne Hass

Ihre Kreise zieh'n

Immer wieder wächst das Gras

Klammert all die Wunden zu

Manchmal stark und manchmal blass

So wie ich und du


Gerhard Gundermann


„Be like a tree and let the dead leaves drop.“ - Rumi


Könnte ich deine Gedanken sehen,

ich würde ihrem Weg durch dein Gehirn folgen.

Würde all die traurigen, schmerzhaften einsammeln

und in großen Schraubgläsern verstauen.

Gleich neben deinen Selbstzweifeln

und unausgesprochenen Worten, damit du ihr Rumoren

nicht mehr hören kannst und endlich Ruhe findest.

In dir.


Time to Wonder


Wir haben Zeit abzuwarten,

und wir warten, bis es zu spät ist.

Wir bewegen uns in Sekundenschritten in einer Welt aus Stunden und Tagen.

Wir sind aus Knochen und Blut,

aber ist das alles, woraus wir bestehen?

Ich dachte es gäbe so etwas wie ein Gehirn,

aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.


Dies ist nicht die richtige Zeit für Fragen,

und auch nicht die richtige Zeit für Tränen.

Dies ist nicht die Zeit zu schlafen, jetzt wo wir gerade kämpfen,

und dies ist nicht die Zeit zu sterben.

Wirklichkeiten und Träume.

Die Wirklichkeit ist nicht, was zu sein sie scheint.

Es ist nicht so, wie wir es gern hätten,

Es ist einfach so, wie es sein muß.

Wir kennen Liebe und Haß,

aber wir können nicht einschätzen was der richtige Weg ist,

um das Trugbild unserer Welt zu töten.


Dies ist nicht die richtige Zeit für Fragen,

und auch nicht die richtige Zeit für Tränen.

Dies ist nicht die Zeit zu schlafen, jetzt wo wir gerade kämpfen,

und dies ist nicht die Zeit zu sterben.

Dies ist nicht die richtige Zeit für Fragen,

im Moment bleibt uns nur die Angst.

Mach Dir keine Gedanken um den Sinn.

Mach dir keine Gedanken um die Welt.

Es geht nur darum, die Dinge klar zu sehen.


Dafür ist es jetzt an der Zeit.



Fury in the slaughterhouse


I dont know if it will because

when i think of things

instead of just letting them happen

they usually turn out different.


Francesca Woodman


People offer you windows into different worlds!


Ihr Inneres- ein Haus mit vielen Zimmern. Als sie jung war, hatten die Fenster noch keine Gardinen, waren strahlend blank geputzt, manche standen sogar weit offen. Im Laufe der Jahre hatte sie viele verschiedene Gäste willkommen geheißen. Einige von ihnen verweilten nur kurz. Andere wollten gar nicht erst hinein. Sie blieben draußen im Vorgarten stehen, bewunderten die Blumen in den Rabatten und spähten dabei neugierig durch die Scheiben. Das, was sie drinnen zu erkennen glaubten, reichte ihnen, um sich ihr Urteil über sie zu bilden. Manche wiederum trampelten durch ihre sorgsam hergerichteten Räume, ohne sich vorher die Schuhe abzutreten und hinterließen häßliche Fußabdrücke am Boden. So begann sie, ihr Seelenhaus immer mehr vor der Außenwelt zu verschließen. Zunächst wurden die offenen Fenster geschlossen. Später schaffte sie sich schwere Samtvorhänge an, die nach und nach auch tagsüber zugezogen wurden. Die aufwendigen Blumenrabatten am Eingang hatte sie durch hüfthohe Sträucher ersetzt. Die wenigen Gäste, die sie überhaupt noch herein bat, platzierte sie allesamt in der Empfangshalle, immer darauf bedacht, dass sich niemand zu weit ins Hausinnere vorwagen konnte. Sie war vorsichtig geworden. Und dann schickte ihr das Leben aus heiterem Himmel einen neuen Besucher. Der war anders als die vorherigen, das merkte sie sofort. Er ließ sich von ihr durch die Zimmer führen, folgte ihr behutsam wie auf Zehenspitzen, berührte nichts ungefragt und drehte sich selbst dann nicht zum Gehen um, als sie ihm den Raum zeigte, dessen Möbel teils verstaubt, teils stoffverhangen in einer Ecke standen. Der Boden war über und über mit Glasscherben bedeckt. Fragend blickte er sie an und sie antwortete. Lange aufgestaute Worte brachen sich Bahn, liefen aus ihren Augen, tropften von ihren Lippen. Vor langer Zeit war da ein Mensch, der hatte Zutritt verlangt. Sie mochte ihn nicht und hatte ihn mutig fort geschickt. Darauf hin war er nächtens unter diesem Fenster erschienen, die Taschen voller Steine. Und als die Scheibe brach, brach endlich auch ihr Widerstand... Das Fenster, inzwischen vernagelt, der Raum verschlossen aber die Scherben, die hatte sie nie weg geräumt. Er verstand. Schließlich beugte er sich hinunter, hob eine Scherbe vom Boden auf, in der sich das Sonnenlicht spiegelte und sagte: „Komm, lass ́ uns gemeinsam etwas Neues daraus gestalten!“


The Rose


Man sagt Liebe ist ein Wasser

überschwemmt, das zarte Gras

Man sagt Liebe ist ein Messer

Trifft die Seele voller Haß

Man sagt Liebe ist verschlingen

Groß und quälend voller gier

Ich sag Liebe ist die Blume

Und die Saat, wohnt nur in dir

Wenn du fürchtest, zu zerbrechen

Weißt du niemals wie man tanzt

Und dein Traum will nicht erwachen

Das du ihn erfüllen kannst

Hast du furcht, dich hinzugeben

Ist da keiner, der dich wärmt

Hat die Seele angst vorm tode

Hat sie leben, nie gelernt

Wenn die Nächte einsam waren

War der weg, dein weg zu lang

Und du glaubst, du kannst nicht Lieben

Weil es dir, noch nie gelang

Ach dann denke an den Winter

Der versteckt, das Moos im Schnee

Und die Blumen, die noch schlafen

Werden Rosen, sein wie je

Wenn die Nächte, einsam waren

War der weg, dein weg zu lang

Und du glaubst, du kannst nicht Lieben

Weil es dir, noch nie gelang

Ach dann denke an den Winter

Der versteckt, das Moos im Schnee

Und die Blumen, die noch schlafen

Werden Rosen, sein wie je


Bettina Wegner


„Who in the world am I? Ah, that’s the great puzzle.“


Lewis Carroll


The puzzle


Wenn dein Leben einem Puzzle gleicht,

Wie viele Teile hat es?

Wie viele davon hast du schon zusammengesetzt?

Wie oft hast du dabei von vorne begonnen?

Hast du mit dem Rand begonnen oder in der Mitte?

Wolltest du es zwischendurch zurück in die Schachtel legen?

Jemand anderen bitten, es für dich zu lösen?

Wie oft hast du versucht, ein Teil einzufügen,

dass gar nicht zu deinem Puzzle gehört?

Hast du dann probiert, es passend zu machen?

Hast du absichtlich Teile aussortiert?

Hattest du Zeiten, in denen sich alles mühelos gefügt hat?

Oder hast du meist jahrelang mit einem winzigen Abschnitt verbracht? Und schließlich,

Wirst du zufrieden sein, wenn sich die letzte Lücke schließt?

Wird dir DEIN Motiv gefallen?

Oder hättest du beim nächsten Mal ein anderes gewählt?


Little Things


I believe in little things

That you can hardly see

Like honeycomb and spider webs

And starfish in the sea


I believe in little things

Like icy drops of rain

That melt into the morning mist

When winds are warm again


I believe in little things

Like colors in the sky

And noticing the waves roll in

And how the flowers die


Knowing they'll come back again

Whenever it's July


I believe in little things

Like you and me

And just how big

Little things can be


Toni Bennett



Enjoy moments before they become memories.

Song to a seagull


Fly silly seabird

No dreams can possess you 

No voices can blame you 

For sun on your wings 

My gentle relations 

Have names they must call me

For loving the freedom 

Of all flying things 

My dreams with the seagulls fly 

Out of reach out of cry 


I came to the city 

And lived like old Crusoe 

On an island of noise 

In a cobblestone sea 

And the beaches were concrete 

And the stars paid a light bill 

And the blossoms hung false 

On their store window trees 

My dreams with the seagulls fly 

Out of reach out of cry


Out of the city 

And down to the seaside 

To sun on my shoulders

And wind in my hair 

But sandcastles crumble 

And hunger is human 

And humans are hungry 

For worlds they can't share 

My dreams with the seagulls fly

Out of reach out of cry 


I call to a seagull 

Who dives to the waters 

And catches his silver-fine 

Dinner alone

Crying where are the footprints 

That danced on these beaches 

And the hands that cast wishes 

That sunk like a stone 

My dreams with the seagulls fly 

Fly silly seabird

No dreams can possess you 

No voices can blame you 

For sun on your wings 

My gentle relations 

Have names they must call me

For loving the freedom 

Of all flying things 

My dreams with the seagulls fly 

Out of reach out of cry 


I came to the city 

And lived like old Crusoe 

On an island of noise 

In a cobblestone sea 

And the beaches were concrete 

And the stars paid a light bill 

And the blossoms hung false 

On their store window trees 

My dreams with the seagulls fly 

Out of reach out of cry


Out of the city 

And down to the seaside 

To sun on my shoulders

And wind in my hair 

But sandcastles crumble 

And hunger is human 

And humans are hungry 

For worlds they can't share 

My dreams with the seagulls fly

Out of reach out of cry 


I call to a seagull 

Who dives to the waters 

And catches his silver-fine 

Dinner alone

Crying where are the footprints 

That danced on these beaches 

And the hands that cast wishes 

That sunk like a stone 

My dreams with the seagulls fly 

Out of reach out of cry


Joni Mitchell



(kürzen, übersetzen)


I don´t know


Flower, colored bright

I am strong I can fight

But I don't know.

 

Tower, brick and stone

Make my way on my own

But I don't know

 

I don't know why, I don't know how

If I can fly, can I fly now?

Are my wings strong enough to bear

the winds out there?

Hey, I don't know.

 

Tell me it'll never fade

And I'll go forth unafraid

Because I don't know.

 

Show me rain and flood

To cool the fire in my blood

Because I don't know.

 

I don't know why, I don't know how

If I can fly, can I fly now?

Are my wings strong enough to bear

The winds out there?

Hey, I don't know.

 

Darkness, edge of night

You are here, I'm in flight

Now I know, now I know

Now I know.



Noa


(kürzen, übersetzen)


A dream of light





A dream of light






Is there anyone able to hear the echos of all her silent screams?

Sitting in silence


Ihre Schreie hallen von den kahlen Wänden wider, brechen sich an ihnen,

potenzieren sich dabei tausendfach,

bis sie unerträglich laut sind.

All die angestauten Emotionen rinnen unaufhaltsam aus ihr heraus wie Blut aus einer frischen Wunde.

Sie ist voll von Unsicherheit und Selbsthass, sie fühlt sich wertlos und überflüssig.

Kein Glanz in ihren Augen,

kein Blau an ihrem Himmel,

nur Grau, nur Grau.

Sie möchte all das einfach heraus schreien,

doch ihr Mund ist nicht fähig, die Worte zu formen. Ihr Hals wie zugeschnürt, ein Ring um ihre Brust kaum reicht die Luft zum Atmen.

An ihrem Herzen hängt ein unsichtbares Gewicht, das sie immer weiter nach unten zieht.

Sie bleibt stattdessen stumm und lächelt tapfer,

zieht sich weiter in sich zurück,

kann sich nicht befreien aus diesem Gefängnis ohne Gitter.


„Alles in Ordnung. Ich bin okay...“


"Echte Dinge machen mir keine Angst, nur die in meinem Kopf."


Francesca Woodman 


I hope that someday when I am gone, someone, somewhere picks my soul up off of these pages and thinks, „I would have loved her.


Nicole Lyons

Message in a bottle


Eine Flaschenpost treibt auf dem Meer, darin ihr ganzes Leben,

in Tinte auf Papier.

Wovon sie geträumt hat,

worauf sie stolz gewesen ist.

Was sie anders machen wollte

und wozu sie nie gekommen ist.

Was sie zum Weinen gebracht hat

und was zum Lachen.

Wie sie gerne gewesen wäre

und wen sie lange schon vermißt.

Diese Glasflasche, so denkt sie bei sich,

ist zwar transparent,

doch weiß auf den ersten Blick niemand,

was genau in ihr steckt.

So ist es auch mit uns Menschen...

Und während sie dabei zusieht,

wie die Wellen ihr Andenken mit sich tragen, hofft sie, dass es die Stürme auf See übersteht, dass die Schwere ihrer Gedanken

die Flasche nicht auf den Grund hinunter zieht und am Boden des Meeres für immer begräbt. Vielleicht wird ihre Nachricht

nie den eigentlichen Empfänger erreichen, aber solange irgendwo irgendjemand

am Strand entlang gehend

ihre Zeilen findet und liest und sich vielleicht ein ganz klein wenig darin wiederfindet,

hat alles einen Sinn gehabt.


Erzähl mir nicht, dass der Mond scheint. Zeig mir lieber den Schimmer seines Lichts auf einem Stück zerbrochenem Glas.


Anton Tschechow


A seashell is never empty. It is filled with many things, everyone tells its own story.

The Seashell


Sie fand sie auf einem Strandspaziergang und hob sie vorsichtig auf, um den Gesang des Ozeans zu hören, den alle Muscheln in sich tragen. Inmitten dieses Meeresrauschens vernahm sie plötzlich ein weiteres Geräusch. Ein leises Wispern weckte ihre Neugier und sie presste sich die Muschel fester ans Ohr, um ihr so ihr kleines Geheimnis zu entlocken. Das Flüstern aus dem Inneren der Muschel drang direkt in ihr Herz, sanfte Erinnerungen umflossen sie wie kleine Wellen. Atemlos lauschte sie, versunken in ihren Gefühlen. Ach könnte sie doch alle Muscheln dieser Welt sammeln, nur, um für immer seine Stimme zu hören.