Ich warte hier,
Lippen schwer vom letzten Schluck. Alles schmeckt gleich – billig, bitter, bedeutungslos. Die Stunden ziehen sich wie altes Kaugummi, klebrig und endlos. Ich könnte reden, aber wozu?
Die Wände hören besser zu als die Menschen. Draußen dreht sich die Welt, flimmert, lacht, lebt. Ohne mich. Ich bin ein Schatten auf zerbrochenem Glas, ein leises Lied in einer Bar, die bald schließt. Immer ein bisschen zu spät, immer ein bisschen zu viel.
Vielleicht hält mich noch jemand fest, wenn ich kippe. Vielleicht auch nicht. Ist ja auch egal – der Boden kommt so oder so.


The city tastes of old smoke and cheap promises.
Somewhere out there, the world keeps turning, but here, everything stands still. The music keeps playing, but no one listens. The streets are crowded, but no one is waiting. "No prayers for the dying." No tomorrow for those clinging to yesterday, no light for those who have already faded. Just a dull ache in the chest, a bittersweet aftertaste of what could have been.
And then? Then nothing. No grand finale, no final applause. Just silence, swallowing everything whole.


Ich hab nie nach der Sonne gefragt,
aber sie hat mich heut trotzdem gefunden. Die Schatten flüstern an der Wand, und ich halte mich fest – an Backsteinen, an Erinnerungen, an dem Hauch von gestern.
Mein Herz schlägt im Takt einer Melodie, die keiner außer mir kennt. Vielleicht hast du sie mal gehört, als der Wind sie in deine Richtung getragen hat.
Vielleicht hast du sie überhört, so wie man manchmal den Schmerz überhört, bis er zu laut wird.
Ich lächle, aber du weißt, es ist kein einfaches Lächeln.
Es ist eins von denen, die man übt, bevor man auf die Bühne geht.


Ich lehne an der Wand,
und hinter mir zieht die Welt vorbei, als wär ich gar nicht da. Die Zeit macht Geräusche, aber keiner davon gilt mir. Ich warte. Nicht auf etwas Bestimmtes. Nur darauf, dass irgendetwas passiert. Dass jemand sagt: Ich seh dich. Aber da ist nur Schweigen. Man sagt, irgendwann wird’s leichter. Aber was, wenn es einfach nur stiller wird? So still, dass man sich selbst kaum noch hört. Ich geh nach Hause, und selbst das fühlt sich nicht mehr an wie Heim. Ich leg mich hin, und hoffe, dass die Decke schwer genug ist, um mich zusammenzuhalten. Ich wollte nie viel. Nur dass jemand bleibt. Aber niemand bleibt. Und ich weiß nicht, wie oft ein Herz sich selbst wieder aufheben kann.
Vielleicht liegt das Problem nicht darin, dass niemand kommt. Sondern darin, dass ich längst aufgehört habe, wirklich gefunden werden zu wollen. Wer bin ich, wenn keiner mehr hinsieht?


Manchmal fängt ein Bild etwas ein,
das man selbst kaum greifen kann. Ich sitze da, die Welt um mich verschwommen, wie durch eine dreckige Fensterscheibe betrachtet. Eine Mauer unter mir, aber eigentlich sitze ich in mir selbst fest. Die Hand am Kinn, als würde ich überlegen – dabei weiß ich längst, was ich nicht sagen konnte. Alles an mir schreit nach dem, was unausgesprochen geblieben ist. Es sieht vielleicht aus wie Nachdenken, aber es ist mehr ein innerliches Festhalten. An Blicken, die zu flüchtig waren. An Momenten, die nie gefragt haben, ob sie bleiben dürfen. Ich hätte ihm so viel sagen können. Hätte. Aber ich hab’s gelassen – aus Stolz, aus Angst, aus diesem ungesunden Glauben, dass er es vielleicht trotzdem spürt. Und jetzt sitz ich da, eingefroren in diesem einen Augenblick, eingefangen von einer Kamera, die nicht weiß, dass dieses Bild eine Geschichte hält, die nie erzählt wurde. Vielleicht sieht es niemand, vielleicht merkt keiner, wie laut es in mir war, als ich so still da saß. Vielleicht war das alles nur für mich. Vielleicht hab ich zu viel gehofft an einem Ort, an dem nie jemand bleiben wollte... Wohin gehen all die Worte, die man aus Angst nie gesagt hat – verwelken sie still im Herzen, oder tragen sie irgendwo den Namen dessen, der sie nie hören wollte?
Vielleicht ist der Verlust nicht das Ende, sondern der Moment, in dem man begreift, dass es nie wirklich begonnen hat.


Not yet
Ich stehe da, an diesem Bahnhof, mit einem Lächeln, das niemand sieht, weil niemand hinsieht. Ich könnte wegfahren, irgendwohin, aber es würde nichts ändern. Alles fühlt sich gleich leer an. Ich sage nichts, ich frag nicht, ich spiel mit. Weil ich’s gewohnt bin, zu viel zu fühlen, ohne dass es jemand merkt. Ich hab versucht, cool zu bleiben, stark, unberührt. Aber innerlich brennt alles. Manchmal glaube ich, ich bin jemand, der immer ein bisschen zu viel will. Ein bisschen zu nah kommt. Und ein bisschen zu leicht vergessen wird. Ich tu so, als wär alles gut. Ich trag Lippenstift und rede über das Wetter. Aber ich fühl mich, als wär ich allein in einem Raum, in dem niemand je zu mir rübersieht. Ich will nichts Großes. Ich will einfach nur mal irgendwo ankommen. Vielleicht in jemandem. Vielleicht bei mir selbst. Heute nicht. Noch nicht...


Ich lehne mich zurück,
nicht weil ich entspannen will, sondern weil ich nicht mehr weiß, wohin mit mir. Vielleicht, wenn ich lange genug still bleibe, verschwinde ich einfach. Vielleicht fällt es niemandem auf. Die Welt läuft weiter, wie ein Film ohne Ton. Ich sehe die Bilder, aber sie erreichen mich nicht. Ich sitze dazwischen – nicht drin, nicht draußen. Alles fühlt sich an wie warten. Auf etwas, das ich nicht benennen kann. Auf Ruhe vielleicht. Auf mich selbst. Ich sag kaum etwas. Nicht, weil ich nichts sagen will – sondern weil ich nicht weiß, ob es jemand hören würde. Es gibt Dinge, die man nicht erklären kann. Ein Gefühl, das immer da ist, aber keinen Namen hat. Etwas fehlt, ohne dass je etwas da war. Ich tu so, als wär ich müde. Aber ehrlich? Ich bin einfach verschwunden, Stück für Stück, ohne dass jemand hingeschaut hat.
Was, wenn ich längst weg bin – und es nur keiner merkt?



Ich lehne mich am Gitter an,
wo das Licht sich bricht – Muster auf meiner Haut wie die Narben deiner Abwesenheit. Du hast gesagt, du kommst zurück. Doch die Tage tropfen an mir runter wie Regentropfen an einer Fensterscheibe. Und ich warte. Lippen rot vom Warten, Herz voll Rauch und alten Gin. Das Licht spielt auf meinem Gesicht, als wär’s dein Blick – sanft, doch fremd. Es berührt mich, wo du es nie getan hast. Ein Kuss auf der Stirn war dein Abschiedsgeschenk. Jetzt stehe ich hier, wo die Hoffnung langsam bitter wird. Die Sonne kennt meinen Namen besser als du. Und sie geht jeden Tag unter, ohne mich zu holen. Vielleicht war ich nie deine Melodie, nur ein Echo in deinem Rausch. Vielleicht bin ich nur das Mädchen vorm Gitter, das glaubt, dass auch Licht Liebe sein kann. Aber du – du bist längst weg, in anderen Straßen, in fremden Armen. Und ich? Ich singe noch immer dein Lied. Leise. Nur für mich.
Mein Herz bricht immer noch, Stück für Stück. Und frage mich: Kann Liebe bestehen, wenn sie nicht zurückkommt? Oder bin ich nur ein Schatten des Lichts, das du nie für mich warst?

Ich hab dir geschrieben.
Nicht, weil ich wollte, dass du’s liest. Sondern weil ich’s sonst keinem erzählen konnte. Der Brief war wie ich – ein bisschen schief, ein bisschen spät. Zerknittert von innen, ein letztes Flackern, bevor alles ausgeht. Ich hab nichts gefragt. Kein „Warum“, kein „Komm zurück“. Nur leise Zeilen, die klingen wie Zigarettenrauch im Regen. Worte, die kleben wie verschmierter Lippenstift nach einem Abend, den man vergessen will – und nie kann. Du liegst jetzt irgendwo, warm, weich, betrunken vom Duft von jemand anderem. Ich sitz hier, still wie Staub in einem Zimmer, das keiner mehr betritt. Alles an mir schreit, aber kein Laut kommt raus. Vielleicht bin ich längst nur noch Echo. Ich konnt dir nie in die Augen sagen, was zwischen den Zeilen wohnt. Weil du nie geblieben bist, wenn’s echt wurde. Weil du nie gemerkt hast, dass ich immer gewartet hab – mit offener Tür, kaputtem Stolz und einem Glas zu viel in der Hand.
Dieser Brief war mein letzter Fehler für dich. Du wirst keinen zweiten kriegen. Nicht, weil ich’s nicht könnte – sondern weil ich aufgehört hab, mich selbst zu finden, wenn ich an dich denke.
Vielleicht war ich nie mehr als ein trauriger Song in deinem Radio. Einer, den man leiser dreht, bevor er zu nah geht.

Ich stehe an der kalten Mauer,
die nichts mehr hält, was einmal warm war. Mein Blick geht raus, aber alles, was zurückkommt, ist Schweigen. Hinter Fenstern fährt die Welt vorbei – schnell, laut, gleichgültig. Und ich? Ich steh still. Ich hab aufgehört, gezählt zu werden. Keine Zeile von mir steht mehr in deinem Lied. Ich hab gewartet, bis der letzte Zug durch war, so wie ich gewartet hab, dass du irgendwann doch noch zurückkommst – aber du warst längst woanders, in anderen Armen, bei jemandem, der nicht so still ist wie ich. Meine Hände an der Jacke, mein Herz irgendwo zwischen den Schienen verloren. Ich trag diesen Mantel wie eine Haut, die nicht mehr heilt. Und vielleicht seh ich stark aus, vielleicht sieht’s niemand – aber tief in mir… ist alles schwarz. Kein Platz mehr für Licht. Nur eine Frage bleibt, Nacht für Nacht: Wenn ich nicht mehr dagewesen wäre… wär’s dir überhaupt aufgefallen?

Ich hab dir geschrieben.
Deinen Namen auf den Umschlag gesetzt wie ein letzter Fehler, den man trotzdem noch macht. Nicht aus Drama. Aus Wahrheit.
Du bist gegangen, ganz ruhig, ganz bequem – zurück zu dem, was dich nicht herausfordert. Zu ihr, die dir nicht in die Seele schaut. Und ich? Ich bleib hier, hinter Gittern, nicht aus Stahl, sondern aus Gedanken, Erinnerungen, Fragen. Ich schau in die Ferne, dorthin, wo du dich längst verlaufen hast. Ich hab nie um dich gebettelt. Ich hab nur gehofft, dass du bleibst, ohne dass ich's sagen muss. Meine Liebe war nie laut, aber sie war da. Ehrlich, roh, voller Risse – wie ein Lieblingslied, das keiner zu Ende hört. Du mochtest mich, solange es leicht war. Solange ich gelacht hab. Solange ich nicht zu tief ging. Aber ich war nie oberflächlich. Ich war nur still... Jetzt ist es kalt. Ich schließ das Fenster, durch das du immer nur kamst, wenn’s nach Sommer roch. Ich rauch dich aus meiner Lunge, trink dich aus meinem Blut, schreib dich aus meinem Kopf – aber irgendwas bleibt trotzdem.
Vielleicht ein Echo. Vielleicht ein Fehler. Vielleicht einfach nur der Beweis, dass ich’s ernst gemeint hab.
Und weißt du, was ich mich frage?
Nicht, ob du mich je geliebt hast.
Sondern: Hat dich irgendwas an mir jemals wirklich berührt – oder war ich nur Kulisse in deinem Film?


Ich hab gelernt,
wie man aufrecht geht, auch wenn innen alles bricht. Hab gelernt, leise zu sein, damit du bleibst. Und irgendwann wurde ich so still, dass ich mich selbst kaum noch gehört hab. Ich hab mich in Schichten gehüllt, nicht weil mir kalt war, sondern weil du nie gefragt hast, ob ich friere. Ich hab geglaubt, wenn ich nur genug liebe, reicht das für zwei – doch du hast nie gezählt. Ich war nie laut genug für dein Chaos, nie leer genug für deine Leere. Jetzt steh ich hier. Zwischen alten Mauern, mit Blicken, die mehr sagen als ich je durfte. Ich trag deinen Namen nicht mehr auf der Zunge, sondern nur noch in der Stille. Ich war ein Lied, das du nie ganz gehört hast, ein Fenster, das du nur bei Sonne geöffnet hast. Und während du längst woanders wärmst, frier ich noch in dem, was hätte sein können. Ich hab geraucht, um dich rauszubekommen, getrunken, um dich zu vergessen, geschrieben, um zu überleben. Vielleicht siehst du dieses Bild. Vielleicht scrollst du vorbei. Vielleicht erkennst du mich gar nicht wieder – denn ich bin nicht mehr die, die gewartet hat.
Aber sag mir, nur ganz leise, vielleicht irgendwann –
Hatte ich je eine Zeile in deinem Herzen?
Oder war ich nur das Echo deiner Pausen?


Manchmal fühlt sich Atmen an wie Lügen.
Wie ein stummes Ja, wo längst kein Vielleicht mehr wohnt. Ich sitze oft da, wo die Stunden nicht vergehen, und schaue der Welt beim Weiterdrehen zu – ohne dass sie mich bemerkt. Die Schatten sind weicher geworden, fast freundlich. Sie fragen nicht. Sie bleiben, wenn niemand sonst bleibt. Ich habe gelernt, still zu sein, weil Worte zu viel verraten. Weil man irgendwann aufhört, das Richtige sagen zu wollen, wenn es eh nie gehört wird. Ein Blick kann ein Zuhause sein – für einen Moment. Oder ein Versprechen, das nie gemacht wurde. Und doch fehlt manchmal etwas, das nie da war. Komisch, wie man etwas vermissen kann, das keinen Namen hat. Ich sage nichts mehr, wenn es wehtut. Ich lächle nur, damit niemand fragt. Weil ich selbst keine Antworten mehr habe. Nur eine bleibt – leise, nachts, zwischen zwei Atemzügen: Hast du’s überhaupt gemerkt?














